Heute möchten wir euch näher bringen, weshalb Wesenstests bei Zuchthunden sinnvoll sind.
Wenn man eine Rassebeschreibung liest, erwartet man nicht nur eine Beschreibung der Optik der Hunderasse für die man sich interessiert, sondern ebenfalls eine Beschreibung des Charakters. Doch
wie soll der gewünschte Charakter der Tiere denn genau ermittelt werden? Zuchtziele in der Rassehundezucht sind nicht nur optisch oder leistungsgeprägt, sondern auch charakterlich. Beispielsweise
erwartet man bei dem Flat Coated Retriever dass die Hunde dieser Rasse ausgesprochen freundlich, sowie arbeitswillig sind und eine hohe Reizschwelle haben. Befindet sich nun bei den Zuchttieren
plötzlich vermehrt Hunde die eben diese Freundlichkeit nicht in sich haben, sondern vielleicht sogar aggressiv sind, dann kann man erwarten, dass auch ein gewisser Teil der Nachkommen dieser
Tiere eine erhöhte jedoch unerwünschte Aggressivität in sich haben. Verhalten vererbt sich nachweislich! Sogar Ängste vererben sich, wie Wissenschaftler bei einer Studie an Mäusen gezeigt haben.
Bei dieser Studie wurde Mäusen Elektroschocks beim Duft von Kirschblüten verabreicht. Nach diesen grausamen Erfahrungen zeugten diese Mäuse Nachkommen. Ebendiese und sogar die nachfolgende
Generation hatte Angstzustände bei dem Durft von Kirschblüten, obwohl sie die Schocks nie erlebt hatten. Sogar Nachkommen aus künstlichen Befruchtungen zeigten diese Verhaltensweisen, obwohl sie
keinen Kontakt zu Vorfahren hatten oder jemals Elektroschocks erhalten haben. Natürlich empfinden wir diese Studie als grausam und befürworten mit keiner Spur diese Art der Tierexperimente.
Dennoch dürfen wir diese Erkenntnis nicht einfach übergehen: Verhaltensweisen oder wie in dem Fall Ängste setzten sich in den Genen fest! Daher sollten Tiere, die nicht Wesensfest sind, nicht in
die Zucht genommen werden. Manchmal ist man selbst jedoch „blind“ bei seinen eigenen Tieren. Oder vielleicht war man niemals mit dem eigenen Hund in gewissen Situationen, in denen er plötzlich
Verhaltensweisen zeigt die er bisher niemals hatte. Bei Wesenstets werden von sachkundigen Personen Situationen nachgestellt die die eigene Komfortzone ein wenig verlassen, um zu sehen wie der
Hund auch in leicht stressigen Situationen reagiert. Ein weiterer Grund für die Teilnahme bei Wesenstests wäre auch die Vorlage bei den möglichen Welpenfamilien. Hier kann man zeigen, dass die
Elterntiere einwandfreie Wesen besitzen, sodass die Familien auch sicher sein können, dass der Züchter sein Bestes gegeben hat, um ebenfalls einwandfreie Wesen bei seinen Welpen haben zu
können.
Was wird bei Wesenstests beispielsweise geprüft? Unter anderem ist Teil des Tests wie sich der Hund Fremdpersonen gegenüber verhält. Auch seine Reaktionen bei unerwarteten Lärmbelästigungen oder
bei Futter wird getestet. Selbstverständlich wird bei Wesenstests immer die Rasse berücksichtigt. Es wird nicht erwartet, dass reservierte Hunderassen so offen auf Fremdpersonen zugehen, wie
Rassen die für ihr offenes Wesen bekannt sind. Verschiedene Rasseeigenschaften werden bei den Wesenstests berücksichtigt. Eines sollte jedoch keine Rasse zeigen: offene Aggressionen führen zum
Nichtbestehen des Wesenstests.
Beachten Sie jedoch: Ein bestandener Wesenstest führt nicht automatisch zur Zuchtzulassung. Wir haben festgestellt, dass manche Personen denken, dass ein Wesenstest und eine Zuchtzulassung
dasselbe ist. Ein Wesenstest kann eine Zuchtzulassung ergänzen, jedoch nicht ersetzen! Zu einer Zuchtzulassung gehört noch viel mehr dazu, wie beispielsweise die bestandenen
Gesundheitsuntersuchungen und Formwerte.
Liebe Grüße
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